Wut ist, wie wir alle wissen, eine der destruktivsten Kräfte im Universum. Vermutlich ist jeder von uns schon mal an den Punkt gekommen ist, wo die Wut einfach so groß geworden ist, dass man den nächstbesten Gegenstand gegriffen und auf den Wutauslöser geworfen hat – oder es sich zumindest in aller Deutlichkeit vorgestellt und gerade noch verkniffen hat. Und wer das schon einmal erlebt hat, weiß auch, wie erschreckend viel Kraft in Wut steckt. Im Angesicht der Wut eines anderen fühlen wir oft Angst. Wir sehen uns einer brüllenden Fratze gegenüber, die nichts mehr mit dem Menschen zu tun hat, den wir gemeint haben zu kennen. Wut macht hässlich.
Und Wut macht sehr viel kaputt. Ein paar grausame Worte, herausgeschrien unter dem Einfluss von Wut, können Freundschaften, Ehen, Geschäftsbeziehungen für immer zerstören. Die Vase, die aus Wut an die Wand geworfen wurde, ist nicht mehr zu reparieren.
Was also tun, wenn die Wut uns packt? Wahrscheinlich wissen viele von Ihnen, die das Diamantschneider-System schon kennen, was jetzt kommt: Richtig. Wir suchen zunächst die Ursache, die Samen für unsere Wut.
Ist es wirklich wahr, dass die Tatsache, dass unser Ehepartner zum tausendsten Mal die Zahnpastatube nicht zugedreht hat, der Auslöser dafür ist, dass wir wie von der Tarantel gestochen in die Küche stürmen und eine wütende Tirade mit viel „Du machst immer“ und „Du machst nie“ vom Stapel lassen?
Im Diamantschneider-System sagen wir, dass ein Ergebnis immer von derselben Art sein muss wie seine Ursache: Aus einem Maissamen wird eine Maispflanze, kein Kartoffelstrauch. Eine nicht zugedrehte Zahnpastatube kann also unmöglich die Ursache für unsere Wut sein. Genauso wenig kann die Tatsache, dass unser Ehepartner diese Tube NIE zudreht, die Ursache sein. Und es können auch nicht unterschwellige unausgesprochene Dinge zwischen den Partnern die Ursache sein.
Ein Moment von Wut wird immer verursacht durch einen vorangegangenen Moment von Wut. „Moment mal“, werden jetzt die erfahrenen Diamantschneider-Experten unter Ihnen sagen: „Das stimmt, aber nur, wenn jemand MICH wütend anschreit. Das habe ich schon verstanden, dass ICH angebrüllt werde, weil ich zuvor JEMAND ANDEREN angebrüllt habe! Aber dass ich selber wütend werde, dass kommt ganz sicher davon, dass jemand anderer mich wütend gemacht hat!“
Wirklich? Hier kommen wir dem Geheimnis von Gewohnheiten auf die Spur. Ärger ist leider auch eine Gewohnheit. Und wenn wir jemanden wütend anschreien, pflanzen wir nicht nur die Samen dafür, dass uns in naher Zukunft jemand anders wütend anschreien wird. Sondern auch Samen dafür, dass es uns beim nächsten Mal noch leichter fallen wird, wieder herumzubrüllen.
Ein schrecklicher Zusammenhang, nicht wahr? Und ein richtig guter Grund, nicht mehr wütend zu werden.
Und noch einen weiteren Anreiz gibt es, die Kunst des Nicht-mehr-wütend-Werdens zu erlernen: Wir haben ja bereits am Anfang das Gegenmittel zur Wut erwähnt: Gelassenheit.
Sicher kennen Sie Menschen, die die wunderbare Kunst der Gelassenheit gemeistert haben: Ihre Oma vielleicht, die im Angesicht des größten Desasters noch lächeln und sagen kann: „Das kriegen wir auch wieder hin.“ Oder ein Freund, der beruhigend und schlichtend zwischen zwei Streithähne tritt und es tatsächlich durch besonnenes liebevolles Verhalten schafft, Frieden zu schaffen. Erinnern Sie sich an einen solchen Menschen aus Ihrem Leben und betrachten Sie diesen Menschen im Geiste: Menschen, die Gelassenheit und Geduld gemeistert haben, sind schön. Sie strahlen Ruhe und Frieden aus. Wir wissen instinktiv, dass hier eine attraktive Kraft am Werke ist und fühlen uns hingezogen zu diesen Menschen.
Wenn Sie Wut und Ärger meistern, werden Sie zu einem solchen Menschen. Sie werden anziehend für andere. Andere finden Sie schön. Sie selbst finden sich schön.
Geschrieben für Diamond Management
von Ulrike Bienert-Loy
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